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Werte als Basis und Kaufkraft als Antrieb

 

 

Jouni Epper

Wir Schweizer und Finnen haben es einfach gut miteinander: modern, weltoffen, natur- und technologieliebend – und seit Neustem auch gesangsstark und einem Flair für die exzentrische Selbstdarstellung, wie Käärijä und Nemo gezeigt haben. Und so, wie uns die «douze points» aus den anderen Ländern zugeflogen sind, scheint das weltweit gut anzukommen.

Jouni Epper ist in der Schweiz aufgewachsen und hat seit seiner Kindheit eine sehr enge Beziehung zu Finnland. Vor gut zwanzig Jahren hat er seine Passion für beide Länder auch zu seinem Beruf gemacht. Über seine beiden Firmen Souffleur (www.souffleur.ch) und SFB Partners (www.sfbpartners.com) berät und unterstützt er Unternehmen und Marken in den Bereichen Business Development, Kommunikation und Marketing und hilft zielgerichtet Firmen, Fuss im schweizerischen und finnischen Markt zu fassen.

Jouni lebt mit seiner finnischen Frau und seinen beiden Kindern in Zürich und ist oft in seinem Mökki in Finnland zu finden.

Guter Boden also, auf dem sich Kultur, Freundschaften und auch wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern aufbauen lassen?

Grundsätzlich sicher: Ja! Die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Finnland haben sich in den letzten Jahrzehnten stetig entwickelt und vertieft. Beide Länder sind stark exportorientiert und profitieren von einem gegenseitigen Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Die Schweiz exportiert vor allem chemische Produkte, Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse nach Finnland. Im Gegenzug importiert sie finnische Erzeugnisse wie Maschinen, Elektronik und Papierprodukte. Die enge Zusammenarbeit wird durch gleiche Werte und gute bilaterale Beziehungen gestützt.

KMUs haben noch viel Potential

Die guten Geschäftsbeziehungen werden indes stärker von Grossunternehmen getragen. Kleinere und mittelgrosse Unternehmen fokussieren oft auf andere Länder. Neben USA und China orientieren sich Schweizer KMU stark nach Deutschland, Italien und Frankreich. Finnische Unternehmen zieht es oft Richtung Schweden, Holland und in die baltischen Staaten.

Die Wahl der richtigen Märkte

Gerade für kleinere und mittelgrosse Unternehmen (KMU) ist es wichtig, mit überschaubarem Aufwand die passenden Märkte und Kunden zu finden. Denn die Ressourcen sind oft knapp und die Budgets meist noch knapper. Da bietet es sich an, auf Partner zuzugehen, bei denen grundsätzlich schon ein Grundvertrauen besteht und das Angebot verstanden wird. Und hier kommen die geteilten schweizerischen und finnischen Werte zum Tragen. Denn wie der seit Jahrzehnten durchgeführte und anerkannte «World Value Survey» (WVS)1 belegt, stehen sich die Schweiz und Finnland kulturell und wertemässig global am nächsten. Und der Glaube und die Wertevorstellungen der Menschen spielen nachgewiesenermassen eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes.

Weltoffen und innovativ

Die Inglehart-Welzel Kulturkarte (nebenstehend), die auch aus dem WVS entstanden ist, veranschaulicht dies sehr gut: Finnland und die Schweiz liegen hier sehr nahe beieinander und teilen dieselben Werte. Es sind vereinfacht gesagt «moderne» Werte: weg von Traditionen, Religion und autoritärem Denken, hin zur «Selbstdarstellung» mit Themen wie Toleranz, Umweltschutz, Gleichstellung und Innovation. (An dieser Stelle ein Gruss an Käärijä und Nemo 😉

Der Teppich wäre also ausgerollt!

Der Teppich liegt wirklich ausgerollt vor unseren Füssen. Aber wie wir aus Hollywood wissen, sind ja gerade die letzten Schritte die schwersten und wichtigsten. Denn hier kann man sich in Szene setzen und den Unterschied machen. Speziell für KMU ist es deshalb wichtig, hier geordnet einen Fuss vor den anderen zu bringen und die Balance zu halten. Und die passende Kommunikation gehört auch dazu! Denn hier gibt es noch immer kulturelle Unterschiede.

C’est le ton qui fait la musique

In der Schweiz wird Kommunikation oft indirekt und diplomatisch geführt. Höflichkeit und Zurückhaltung sind wichtige Elemente, und Geschäftstreffen erfordern eine gründliche Vorbereitung. Schweizer schätzen es, wenn Gespräche gut strukturiert und in einem ruhigen, respektvollen Ton geführt werden. Und Geschäfte sind in der Schweiz nicht nach einem ersten erfolgreichen Meeting gemacht. Im Gegenteil; sie beginnen erst dann: dranbleiben, nachfassen, Vertrauen schaffen und auch mal charmant sein und Nettigkeiten austauschen sind für eine neue Partnerschaft und langfristigen Erfolg wichtige Faktoren.

In Finnland hingegen ist die Kommunikation direkter und schnörkelloser. Die Finnen schätzen Ehrlichkeit und Klarheit in der Geschäftskommunikation. Meetings sind effizient und konzentrieren sich auf das Wesentliche.

Professionelle Unterstützung

Die Einbeziehung professioneller Unterstützung, bspw. lokale Experten, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Denn sie bringen wertvolles Wissen, Kontakte und Lokalkolor mit und können dabei helfen, kulturelle Fallstricke zu vermeiden. Kommunikationsagenturen können ebenfalls helfen, die Marketingstrategien an die lokalen Gegebenheiten anzupassen und sicherzustellen, dass alle Aspekte des Markteintritts sorgfältig geplant sind. Sie verstehen es auch, den Produkten und Dienstleistungen das gewisse Etwas und eine Prise der schweizerischen oder finnischen Reputation mitzugeben. Zudem sind sie ein wertvoller Ressourcen-Pool. Denn aus Erfahrung kann gesagt werden, dass ein Markteintritt meist mehr Personal und Geld sowie mehr Durchhaltevermögen als geplant braucht.